Dieter heißt eigentlich Dietmar, nur nennt ihn keiner so. Wann aus Dietmar Dieter wurde, weiß er selbst nicht genau. Dass viele ihn einfach „Kino-Dieter“ nennen, ist für ihn eine Auszeichnung. Der Weg vom Jugendlichen, der Mitte der 70er Jahre im Aschaffenburger Apollo-Kino durch Actionfilme wie „Flammendes Inferno“ oder Streifen mit Jean-Paul Belmondo seine Liebe zum Filmerlebnis auf Großleinwand entdeckte, bis zum Geschäftsführer des ältesten Programmkinos der Region, der Erlenbacher Kinopassage, ist der einer glühenden Leidenschaft.
Ein Schnack mit Dieter entwickelt sich also auch folgerichtig zu einer spannenden Exkursion in die bewegte Geschichte der Lichtspielhäuser zwischen Aschaffenburg und Miltenberg, die nahezu sämtlich Stationen seiner beruflichen Vita waren. Diese begann Ende der Siebziger in Aschaffenburg: Nach einer Ausbildung zum Schreiner jobbte Dieter Lebert in seiner Freizeit da, wo er sich sowieso am Liebsten aufhielt: im Kino. Genauer gesagt im Casino, wo er zuerst die Karten abriss und an der Kasse stand. Bis zu dem Tag, der sein Leben entscheidend verändern sollte: „Herr Jelinek vom Apollo hat einen Vorführer gesucht und mich gefragt, ob ich das lernen will“, erzählt er. Und Dieter wollte. Ab Anfang der Achtziger sprang er als Vorführer zwischen Casino, Apollo und dem Bavaria-Kino hin und her, die damals allesamt dem gleichen Betreiber gehörten.
Nachdem er sich entschieden hatte, sich hauptberuflich in Vorführräumen herumzutreiben, kam auch das Hofgarten-Kino zu seinen Arbeitsplätzen hinzu. „Da lief dann immer donnerstags der ,besondere Film‘, das war quasi der Auslesetag“, erinnert sich Dieter und berichtet, dass ein Paar namens Eva und Thomas Matlok zu diesem Anlass regelmäßige Gäste des Hauses waren – die nächste entscheidende Begegnung. Denn Eva Matlok war die Betreiberin der Erlenbacher Kinopassage, die als Programmkino bereits seit 1979 existiert und Dieter – trotz seiner bis dato bereits langjährigen Kinoerfahrung – eine völlig neue Welt eröffnete. Dementsprechend kommt er regelrecht ins Schwärmen, wenn er von dieser Zeit erzählt. „Die Eva hat mich gefragt, ob ich nicht auch für sie arbeiten möchte“, fügt er hinzu. Und Dieter mochte. „Im Gegensatz zu den eher strengen Regularien in den Aschaffenburger Kinos ging hier alles sehr familiär und sehr viel ungezwungener zu – das hatte alles noch den Spirit der Hippiezeit“, erzählt er.
Seit Anfang der Neunziger war er ausschließlich für „seine Passage“ tätig, hat nach eigener Aussage „alle Höhen und Tiefen“ miterlebt und leitet nun seit August 2012 als alleiniger Geschäftsführer die Geschicke des Traditionshauses. Das Erbe von Eva Matlok zu bewahren ist ihm dabei ebenso eine Herzensangelegenheit wie die Aufgabe, ein mehrfach preisgekröntes Programmkino behutsam an die Anforderungen und Gegebenheiten einer digitalen Welt und den sich damit ändernden Sehgewohnheiten der Konsumenten anzupassen. Ein breit aufgestelltes Programm ist dabei nach wie vor der Schlüssel, mit wichtigen Bestandteilen wie Seniorenkino oder KinderKinoLand. Regionale Filme stehen ebenso auf dem Spielplan wie ausländische Produktionen und der ein oder andere unsterbliche Klassiker. Oder mal schlank zwischendurch: Der 3D-Metallica-Konzertfilm mit Brett-Sound. Bei Dieter Lebert kommt wirklich jeder auf seine Kosten.