©Guido Schroeder
Bernhard Hoecker
Rasten. Ruhen. Entspannen. Alles keine Stärken von Bernhard Hoëcker. Rätseln, entschlüsseln und fachsimpeln dafür umso mehr. Wissbegierde? Fließt in seinen Adern. Bevor im März Aschaffenburg auf dem Tourneeplan des 47-Jährigen steht, haben die FRIZZen mit dem Wahl-Bonner über geschickt gewählte Leistungskurse, die Taucherkrankheit bei Pottwalen und die Bedeutung des Reißverschlussschließelementes geplaudert.
FRIZZ Das Magazin: Hallo Bernhard! Dein neues Programm trägt einen tadelnden Namen. Aber wer liegt denn überhaupt so richtig falsch? Und in welchem Hinblick?
Bernhard Hoëcker: Nun ja, wir liegen alle immer falsch. So denken wir zum Beispiel, der Daumen nach oben bedeutet: Alles in Ordnung, ich finde es toll, bin begeistert, klasse, dufte. Wenn man damit aber versucht, in Griechenland zu trampen, wird man sich wundern, denn dort ist der gestreckte Daumen der Stinkefinger. Und so gibt es noch viele andere Beispiele, sei es sprachlicher Art oder auch historischer Natur. Wir leben in einer Welt der Wahrnehmungsverzerrung. Und auf ein paar davon geh ich ein.
Auch hältst du laut Ankündigung „der Evolution ihre Fehler vor“. Was ist denn schiefgelaufen?
Nun, zuallererst werfe ich unserem Schöpfer ein paar Fehler vor. Ich meine, wenn wir die Krone der Schöpfung sind, warum fehlt so vielen dann ein Zacken? Warum haben wir noch Organe, die wir nicht gebrauchen können? Warum sind wir an bestimmten Stellen im Auge blind? Deshalb denke ich eher, es hat was mit Evolution zu tun. Aber auch hier gibt es Dinge, die nicht perfekt gelaufen sind. So kann der Pottwal zwar sehr tief tauchen, aber dummerweise bekommt er davon die Taucherkrankheit. Auf der Bühne erzähle ich noch ein paar Beispiele.
Während vor 40 Jahren über eine widerspenstige Suppennudel geschmunzelt wurde, animierte Anfang der 90er der Kampf der Familie Heinz Becker mit dem Weihnachtsbaum die Lachmuskeln. Heutzutage – so scheint es – muss mindestens ein Geschlechtsteil „bemüht“ werden oder zumindest ein armer Wicht ordentlich auf den höchsteigenen Riechzinken donnern. Inwieweit haben sich die Erwartungen des Publikums deiner Meinung nach verändert?
Ich glaube, die Erwartungen des Publikums waren schon immer gleich: entweder etwas Neues oder etwas ganz tief in uns drin. Also entweder Manta- oder Mann-Frau-Witze. Grundsätzlich glaube ich, dass im Moment viele Spaß an Wissen und Erkenntnis haben. Das sieht man sowohl an den Quizshows als auch daran, dass in Filmen immer mehr Wert darauf gelegt wird, historisch korrekt zu sein. Natürlich funktionieren Witze über das Männliche oder über lange Zinken immer noch ganz gut. Ich selber versuche allerdings nach Möglichkeit auf diese Art von Witzen zu verzichten. Aber in spontanen Momenten greife auch ich auf solche billigen, niveaulosen, langweiligen, alten – ich möchte fast sagen primitive – Techniken zurück.
Ist es leichter oder schwieriger geworden, Menschen zum Lachen zu bringen?
Da hat sich im Laufe der Zeit nichts geändert. Schon immer haben die Leute über Neues und Überraschendes gelacht und die alten, bekannten Dinge eher mit einem Schmunzeln bedacht. Heute kann man mit einem Nudelsketch, der 23 Minuten dauert (übertrieben!), natürlich niemanden mehr vor den YouTube-Kanal holen. Dafür aber vielleicht mit Dingen, über die man in 30 Jahren sagt: „Mein Gott, was waren die damals gut, wären doch heute alle so wie die.“
Dein Kollege Ralf Schmitz hat mir kürzlich verraten, dass er ein „fürchterlich braver“ und „größtenteils zumindest körperlich anwesender“ Schüler war, dessen Stärken in den Fächern Biologie und Deutsch lagen. In welchen Fächern hast du Glanzleistungen abgeliefert? Aufgrund deiner als legendär geltenden Allgemeinbildung möchte man meinen, in allen …
Leider ist das nicht ganz korrekt, in den Sprachen wie Latein und Englisch war ich grottenschlecht. Deswegen bin ich auch einmal sitzengeblieben. Aber mich haben Natur- und Gesellschaftswissenschaften schon immer interessiert. Im Abi hatte ich dann Mathe- und Physik-Leistungskurs, Deutsch als Sprache und Erdkunde als mündliches Fach – somit hatte ich die Risiken geschickt verteilt.
Während die meisten nur ein mageres Talent vorzuweisen haben, kannst du die Frage nach deinem Beruf mit Komiker, Autor, Moderator und Schauspieler beantworten. Gibt es jedoch etwas, das du fürchterlich gerne beherrschen würdest, was aber partout nicht gelingen will?
Oh ja: Ich wäre sehr gern Musiker! Ich habe leider nie ein Instrument gelernt und auch zum Singen habe ich erst spät gefunden. Ich beneide Menschen, die das wirklich gut beherrschen. Allerdings hindert mich das nicht daran, auf der Bühne als Sänger zu performen.
Du bist prominenter Teamcaptain der ARD-Show „Wer weiß denn sowas?“, die sich seit 2015 großer Beliebtheit erfreut. Was unterscheidet diese Quizsendung von anderen?
Die Einspielfilme geben dem Zuschauer eine weitere Erklärungsebene, die bei normalen Quizshows fehlt. Die Tipps und Tricks im Haushalt wende sogar ich manchmal an.
Auf der Bühne, bei TV-Aufzeichnungen oder am Schreibtisch: Dein Lieblingsplatz ist welcher?
Mein Lieblingsplatz ist immer der, an dem ich längere Zeit nicht war. War ich viel auf der Bühne, sehne ich mich nach dem Fernsehen. Stehe ich längere Zeit vor der Kamera, dann freue ich mich wieder über ein paar Tage zu Hause am Schreibtisch. Und wenn ich wieder lange zu Hause war, zieht es mich in die Ferne, in fremde Länder, zu Kulturen, deren Tiefe ich wohl niemals begreifen werde, zum Beispiel Paderborn. (lacht)
Bei deinem eng getakteten Terminkalender könnte man meinen, dass du in deiner Freizeit gepflegt die Füßchen hochlegst. Doch Pustekuchen – du hechtest über Stock und Stein. Ist Geocaching deine Form des Abschaltens?
Ich bin ein Mensch, der niemals rastet und niemals ruht. Ich kann zwar ein paar Tage genießen, an denen ich nichts anderes mache außer Kaffee trinken, Füße hoch legen und entspannen. Doch irgendwann juckt es mich dann und ich muss raus, zum Beispiel in den Supermarkt gehen und nach einer chinesischen Soße fragen, auch wenn ich weiß, dass es die dort nicht gibt.
Du bist nicht weit von Aschaffenburg – im Frankfurter Stadtteil Preungesheim – aufgewachsen. Demnach kennst du dich bestimmt ganz gut bei uns im bayrisch-hessischen Grenzgebiet aus. Verrate uns doch mal, was uns Menschen hier zwischen Main und Rhein ausmacht.
Oh, ich war gerade mal neun Jahre, als wir umgezogen sind. D.h. ich habe gerade mal meine Kindheit dort verbracht. Hauptbezugspunkte waren meine Eltern und die kommen aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Aber ich weiß, dass die Menschen in dieser Region sehr gemütlich und freundlich sind und wenn ich dorthin fahre, fühle ich mich immer wie zu Hause.
Zum Abschluss meine Lieblingsfrage: Was ist dein Ritual, bevor du Bühnen betrittst? Überprüfst du vielleicht geflissentlich, ob dein Hosenschlitz auch wirklich geschlossen ist?
Um den Toilettenfehler zu vermeiden, ist die Überprüfung des korrekten Sitzes des Reißverschlussschließelementes von erheblicher Bedeutung. Auch ich mache das gerne, um sicher zu sein. Ansonsten habe ich kein festes Ritual, außer dass ich Wasser trinke und esse. Und natürlich vorher noch einmal auf Toilette gehe. Aber auch nur, weil ich nicht will, dass ich von der Bühne rennen muss.
Besten Dank für das Gespräch!
Gern geschehen!