BANDBESPRECHUNG 6|2010: ORCUS CHYLDE
Die Haare dürfen wieder wachsen, die Gitarren wieder in sphärische Sounds abdriften und der Look wieder zu Second Hand Merchandise gehen. Nicht vielen lokalen Bands gelingt es, in relativ kurzer Zeit eine gewisse Mystik um ihre Band aufzubauen. Aus Ex-Bandmitgliedern der Gutter City Sluts und Cult of Gaia rekrutierten sich im August 2009 Orcus Chylde und statuierten damit ein Exempel der unvergessenen Post-Seventies-Ära.
Denn Orcus Chylde spielen Rock. Echten Heavy Rock. Irgendwo zwischen Psychedelic, Prog, Heavy Metal und Doom angesiedelt konnten die fünf jungen Herren bereits mit ihrer ersten selbstproduzierten und heiß begehrten Demo-CD „The Day the Seventh Angel Came“ Aschaffenburger Musikfans überzeugen. Die Sehnsucht nach den glamourösen Jahren der Rockgeschichte sind bei den fünf Jungs unüberhörbar. Als Einflüsse geben sie stilprägende Bands wie Black Sabbath, Led Zeppelin oder Pentagram an.
Auch textlich liebt man das Obskure. Sänger Tobias und Bassist Dejan sind für die Lyrics zuständig. „Wir bearbeiten meistens eher düstere Themen wie Tod, Apokalypse oder melancholische Themen, die man vielleicht von einer Band namens Orcus Chylde erwarten kann”, erklärt Dejan, den man auch im Aschaffenburger Sixstep trifft. Das Besondere an unseren Texten ist, dass wir meistens versuchen, eine Prise Hoffnung zum Schluss einzubringen. Da die Texte aber immer viel zu lang sind oder die Lieder zu kurz, kommen wir nie dazu, die letzte Zeile zu verwenden. Also bleiben die Texte hoffnungslos”, lacht Dejan.
An ihrem Sound ist ihnen besonders der urtypische Garagensound wichtig, der fast schon an alte Tapes vergangener Zeiten erinnert. Absichtlich verzichten sie auf modernen, überproduzierten Studio-Schnick-Schnack und haben ihre Drei-Track-EP ohne Klicks und Overdubs komplett live im Proberaum aufgenommen. In Zeiten von Laptop-Hobby-Labels schon fast eine Seltenheit. Der doomige Düsterfaktor und der Vintage-Distortion-Sound machen schlichtweg Spaß, die Band vertont die frühen Drug-Rock-Riffs in authentischem Soundgewand und sorgt für befriedigendes Retrofeeling.
Orcus Chylde ziehen ihr Ding durch, planen für dieses Jahr noch Albumaufnahmen und veröffentlichen in Kürze eine Vinyl-Split-EP mit einer befreundeten Band. Abschließend das Appell der Band, die Nostalgieschiene zu fahren und die Musik jener Ära für laue Sommerabende auszupacken. „Verbrennt euere I-Pods, kauft euch Vinyl-Platten, geht auf gute Konzerte und unterstüzt großartige Undergroundbands!” Und nun mal ganz ehrlich, wer von uns hätte nicht gerne in den 70ern diese großartige Musik entdeckt. Die „Kinder der Unterwelt” laden euch jetzt hierzu ein. Los geht’s!