BANDBESPRECHUNG 3|2014: FRAU KRAUSERT
Mirjam Krausert gehört zu einer seltenen Musikerspezies. Charakterisiert man sie, müssen Eigenschaften wie bodenständig, pragmatisch fallen, vielleicht etwas introvertiert, poetisch-verträumt. Krampfhafte Selbstdarstellung ist nicht ihre Sache, genauso wenig wie Omnipräsenz in sozialen Medien und Presse. Öffentlichkeitsscheu?
„Ich mache meine Musik und freue mich daran. Es ist großartig, wenn andere Menschen sich an meinen Liedern erfreuen, dafür muss ich nicht ständig in der Presse auftauchen. Meine Musik funktioniert vielmehr über persönliche Berührungen. Ich möchte mich auch nicht ständig um Öffentlichkeitspräsentation kümmern müssen. Wir sollten viel mehr dürfen als müssen.“
Dass es so jemanden noch gibt? In Zeiten medialer (Selbst-)Inszenierung ist fraukrauserts Attitüde fast schon entrückt und aus der Zeit fallend. Es wäre allerdings sehr schade, wenn nur wenige Menschen das Debütalbum „fraukrausert’s 1. Scheibe“ der 34-jährigen Kunstlehrerin für sich entdecken. Denn mit ihren intimen, gar fragilen Seelenporträts und leisen Gitarrenklängen vermittelt sie ihren Zuhörern glaubhafte Geborgenheit. Meist sitzen diese gebannt vor ihr, schließen die Augen, erhalten die Gelegenheit, endlich abzuschalten. Ihre seltenen Auftritte sind magische Begegnungen mit einer interessanten Frau. Ihre Inspiration?
„Ich liebe Menschen, die sich selbst treu sind! Auch wenn sie damit vielleicht ein bisschen oder auch ein bisschen mehr auffallen. Oder erst überhaupt nicht auffallen.“, sagt sie. In Stücken wie „Du bist mein Baum“ schreibt Mirjam über einen Ort, den sie als Kind in ihrem Heimatort immer aufgesucht hat und der noch immer besondere Bedeutung für sie hat. „Geisteskrank“ thematisiert das oberflächliche Urteilen von Menschen. Dann sagt sie Sätze wie „Ich finde, wir sollten uns alle viel mehr so lassen, wie wir sind“ oder „Ich möchte frei sein in meiner Musik, möchte nicht, nur weil es erwartet wird, bestimmte Dinge tun und sagen.“ Bei vielen ihrer Musikerkollegen klingen solche Phrasen abgekupfert und gekünstelt. fraukrausert aber vermittelt Authentizität.
Gegenwärtig lebt sie mit vier Erwachsenen und zwei Kindern in einem Wohnprojekt in Johannesberg. Da ist viel Natur und die Zeit irgendwie stehen geblieben. Musik und Freigeist nehmen einen hohen Stellenwert ein. Eine Oase der Ruhe und Kreativität. Und möglicherweise ein Ort, an den sich viele ihrer Zuhörer hinsehnen, wenn sie die Augen schließen …