Foto: Daniel Gruber
BANDBESPRECHUNG 11|2014: CHRIS PADERA
Willkommen daheim, Mister Köhnlein! Musikalischen Weggefährten ist der geschätzte Wuschelkopf Christan Köhnlein alias Chris Padera noch als Frontsau der ehemaligen Indie-Rock-Hoffnung The Fountains (R.I.P) bekannt. Wiederum andere, die nie etwas mit Röhrenjeans-tragenden Männern anfangen konnten, kennen den heute 28-Jährigen noch aus alten Pop-Punk-Zeiten, als er mit Bands wie Chase The Horizon oder Confused (lang leben die Nuller-Jahre!) durch die lokalen Kellerpubs zog.
Während seine ehemaligen Bandkollegen heute auf deutschen Indiepop (Untertagen) oder Space-Rock (Coruscant Higway) machen, will es der Gitarrist und Sänger nun solo wissen. Im November erscheint seine EP mit ultimativem Lokal-Bezug „The Bambel Sessions“. Aufgenommen von Maurice White (The August) in den Räumlichkeiten seiner Stammkneipe, dem legendären Hannebambel, ist das mal sehnsuchtsvoller Country-Folk, mal verrauchter Westerngitarren-Blues, immer melodieverhangen, manchmal fragil und balladesk, meist stimmungsvoll und weltgewandt.
Schließlich scheint der Tausendsassa nach einem längeren Zwischenstopp in Barcelona und weiteren Reisen rund um den Globus, einer tragischen Romanze und alkoholgetränkten Gesprächen wieder angekommen zu sein. Im Gespräch wirkt er selbstbewusst genug, um mit neuen Songs in die Öffentlichkeit zu gehen. „Ich habe Musik immer für mich selbst geschrieben, wollte aber erst wieder auf die Bühne, wenn ich von der zeitlosen Qualität meiner Stücke überzeugt bin. In den letzten Jahren habe ich viel Schönes erfahren, aber auch negative Geschichten erlebt. Daher spüre ich jetzt wieder diesen Drang, Musik machen zu müssen und auf Tour zu gehen“, berichtet er. Seine Texte handeln von Heimatsuche und Heimatverbundenheit, sind Freundschaftshymnen über temporäre oder langfristige Begegnungen, sind gewidmete Liebeslieder. Eine melancholische Note prägt die Musik, auch wenn der Humor mit einem Augenzwinkern immer wieder durchscheint. Dadurch, dass die Musik komplett auf unnötigen Firlefanz verzichtet, entwickeln „The Bambel Sessions“ gleichzeitig eine bestechend Homogenität. Seine Lektionen, Erfolge und Narben kann man auf der Platte hören, die wie ein sorgsam geführtes Tagebuch die Entwicklung des rebellischen Romantikers dokumentiert.
Noch lebt der Exil-Aschaffenburger in Nürnberg, um sein Sozialökonomie-Studium abzuschließen. In naher Zukunft zieht es den Globetrotter doch wieder langfristig in die Heimat zurück. „Ich bin viel herumgekommen und kann überall in der Welt glücklich werden“, erzählt er. „Aber Aschaffenburg ist eben meine Basis. Hier habe ich Familie, Freunde und Gleichgesinnte. Da lebe ich ganz nach dem Credo: Heimat finden, in dem man sich Heimat schafft!“
Die Releaseparty zu „The Bambel Sessions“ findet am Sa., 29.11., im Gentlemens’ Skateshop, Roßmarkt 33a statt.